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Der Shabbat

Shabbat: das ist der biblisch angeordnete Tag der Ruhe, der nach 6 Tagen normaler Aktivität folgt.

Bestimmte Aktivitäten und Arbeiten sollen ruhen.

 

Zwei biblische Begründungen:

 

2. Mose 20:11:

„Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Shabbattag und heiligte ihn.“

5. Mose 5:14-15:

„Am siebten Tag ist der Shabbat des Herrn, deines Gottes.

Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt, auf dass dein Knecht und deine Magd ruhen gleichwie du.

Denn du sollst daran denken, dass auch du Knecht in Ägyptenland warst und der Herr, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat - mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm. Darum hat dir der Herr, dein Gott, geboten, dass du den Shabbattag halten sollst.“

So gründet der Shabbat in zwei grundlegenden Prinzipien:

1. Die wöchentliche Ehrung Gottes als Schöpfer, die Akzeptanz Seiner Autorität.

Wer 6 Tage arbeitet und am 7. Tag ruht, ahmt Gottes Wirken nach.

Wie durch seine Arbeit, so bekennt er durch den Verzicht auf Arbeit am 7. Tag, dass die Welt durch den göttlichen Schöpfer geschaffen wurde.

Gott ist der Schöpfer von allem.

Auch ER ruhte. ER versorgt mich. Von IHM hängt alles ab, nicht von meiner Aktivität. Deshalb darf ich Pause machen.

 

2. Die Erinnerung an die Sklaverei als Motivation für soziale Verantwortung.

Gott will nicht, dass ich Sklave bin. Er will, dass ich lebe, Zeit habe, das Leben feiern kann.

Und ich soll auch anderen Ruhe gönnen, selbst den Tieren, der gesamten Schöpfung.

Alle und alles soll leben, aufleben, sich entfalten dürfen.

Schon während der Schöpfung wurde der Shabbat von Gott geheiligt.

Nach jüdischer Tradition hielten auch die Glaubensväter wie Abraham den Shabbat, er wurde also schon vor der Gesetzgebung gehalten (begründet im Schöpfungsbericht).

 

Auch in 2. Buch Mose wurde der Shabbat schon vor der Gesetzgebung beachtet:

 

2. Mose 15: Am 6. Tag gab es doppelt so viel Manna wie sonst, am 7. Tag keines.

 

Die Israeliten sollen den Shabbat halten als ewigen Bund.

Und so ist der Shabbat ein ewiges Zeichen zwischen Gott und den Israeliten, weil Gott in 6 Tagen Himmel und Erde machte und am 7. Tag ruhte und sich erquickte. 2. Mose 31:16-17

Der Shabbat ist der einzige Wochentag mit einem Namen. Die übrigen Tage heißen 1. Tag, = Jom Rischon (Sonntag), 2. Tag ... und weil sie auf den Shabbat hinweisen, benötigen sie keinen eigenen Namen. Sie sind Vorboten des kommenden Ruhetages.

Viele Juden übernehmen ab Freitagnachmittag keine ernsten Aufgaben mehr außer denen, die der Vorbereitung auf den Shabbat dienen.

Baden am Freitagnachmittag zur Ehre des Shabbats ist obligatorisch.

Die Wochenkleidung wird ausgetauscht gegen die Feiertagskleidung.

Die Nahrung wird vorbereitet, ebenso die Shabbatkerzen, das Haus wird geputzt.

Der Tisch wird mit den besten Tischdecken und dem besten Geschirr versehen.

Die Hausfrau und Mutter begrüßt den Shabbat durch das Entzünden der Shabbatkerzen.

Sie spricht einen Segensspruch, und dann ist für sie die Arbeit der Woche zu Ende.

Sie spricht dabei das folgende Segensgebet:

„Baruch ata Adonai, Eloheinu, Melech ha’olam, ascher kidschanu bid varecha ve natan lanu, et Jeschua Maschichenu, ve tzivanu le hiyot or l’olam. Amen.“

Das heißt auf Deutsch:

„Gesegnet seist du, Herr, unser Gott, König des Universums, der Du uns in Deinem Wort geheiligt und uns Jeschua, unseren Messias gegeben und uns geboten hast, das Licht der Welt zu sein. Amen“ (Matthäus 5:14).

Ein wunderschöner Segen... in ganz wenigen Worten beinhaltet er das gesamte Evangelium!

Die Eltern segnen ihre Kinder mit dem Levitischen Priestersegen (4. Mose 6:24-26) und legen ihnen dabei die Hände auf. Es wird gesungen.

Der Ehemann singt seiner Frau das letzte Kapitel aus dem Sprüchen Salomos vor:

Das Lob einer tüchtigen Hausfrau. „...Es sind wohl viele tüchtige Frauen, du aber übertriffst sie alle...“

Eine wöchentliche Liebeserklärung und Hochschätzung der Frau.

Die Kinder danken der Mutter für die Arbeit der vergangenen Woche.

Dann spricht der Familienvater den Kiddusch, das Gebet der Heiligung des Shabbats über Wein oder Traubensaft, den Weinsegen.

Alle trinken daraus. Danach spricht der Vater den Brotsegen über die 2 Shabbatbrote (Berches).

Jeder Anwesende bekommt ein Stück Brot, bestreut mit Salz.

Das Ganze hat einen starken Bezug zum Abendmahl, da Jeshua dieses Abendmahl nach denselben Traditionen gefeiert hat.

Wir wissen, dass Er den gleichen Segen sprach.

Dann beginnt die Shabbatmahlzeit.

Die Familie findet am Freitagabend zueinander, jeder hat Zeit für den anderen.

Der Nachmittag gehört der Familie. Beendet wird der Shabbat am Samstagabend.

Das Gebet über dem Weinbecher, der Hawdala-Segen, wird gesprochen, der den Shabbat von der beginnenden Arbeitswoche trennt.

Es brennt eine Kerze mit mehreren Dochten, die anzeigt, dass das Verbot, Feuer zu entfachen, nicht mehr gilt. Die Kerze weist auch auf das Licht hin, das Gott am 1. Tag schuf.

Während der Hawdala riechen die Anwesenden an einer Gewürzdose (Besaminbüchse), um mit einem „angenehmen Geruch“ in die neue Woche einzutreten.

„Mehr als die Israeliten den Shabbat beschützt haben, hat der Shabbat die Israeliten beschützt.“

Der Shabbat ist der Tag der Freude, der sich physisch und geistlich von den anderen Tagen unterscheidet.

Am Shabbat ist keinerlei Arbeit zu tun. Das Wort für „Arbeit“ melakhah meint kreative Aktivität; Arbeit, die etwas Neues schafft, oder Arbeit, die etwas Bestehendes umformt, analog zur Gottesarbeit in der Schöpfungswoche.

 

Obwohl man am Shabbat nicht arbeiten soll, gilt das Prinzip: „Lebensgefahr verdrängt den Shabbat“.

Lebenserhaltung ist wichtiger.

Shabbatentweihung ist nicht nur erlaubt, sondern geboten, wenn dadurch ein Menschenleben gerettet werden kann.

 

Es ist durchaus jüdisch, wenn Jesus sagt:

Der Shabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Shabbats willen. Mark 2,27

Einige weitere Gedanken zum Shabbat (von Abraham J. Heschel):

 

„Es gibt die Welt des Raumes und die Welt der Zeit. Mit der Technik hat der Mensch den Raum erobert.

Aber diesen Sieg hat er mit der Opferung der Zeit erkauft.

Wir verbrauchen Zeit, um Raum zu gewinnen.

Unser Hauptziel ist, unsere Macht in der Welt des Raumes auszuweiten.

Aber mehr haben heißt noch nicht mehr sein!

 

Die Macht, die wir in der Welt des Raumes erlangen, endet an der Grenze der Zeit.

Zeit aber ist das Herz der Existenz. Sicher müssen wir Herrschaft über die Welt des Raumes erlangen.

Gefährlich wird es, wenn wir dabei die Zeit verlieren.

Im Reich der Zeit ist das Ziel nicht haben, sondern sein, nicht besitzen, sondern geben, nicht beherrschen, sondern teilen. ...Wir wissen, was wir mit dem Raum machen können, aber wir wissen nicht, was tun mit der Zeit, es sei denn, sie dem Raum dienstbar zu machen.

Die meisten mühen sich für die Dinge des Raumes ab und haben keine Zeit oder Angst vor der Zeit.

Die Bibel ist mehr an der Zeit interessiert als am Raum.

Als die Welt begann, gab es nur eine Heiligkeit, die Heiligkeit der Zeit. (Shabbat).

Am Sinai hieß es dann: „Ihr sollt mir ein heiliges Volk sein.“ Das 2. war also die Heiligung des Menschen.

Erst als das Volk ein Ding, das Goldene Kalb verehrt hatte, wurde die Errichtung der Stiftshütte, die Heiligkeit eines Ortes, befohlen.

Die Bedeutung des Shabbat ist es, die Zeit zu feiern und nicht den Raum.

Sechs Tage in der Woche leben wir unter der Tyrannei der Dinge des Raumes;

am Shabbat versuchen wir, uns einzustimmen auf die Heiligung der Zeit.

Wer sich in das Heiligtum der Zeit begeben will, muss zuerst den Lärm profaner Geschäfte und die Plage der Arbeit hinter sich lassen.

Er muss seiner Arbeit Lebewohl sagen und verstehen lernen, dass die Welt bereits erschaffen ist und ohne die Hilfe des Menschen weiterleben wird.

 

Sechs Tage ringen wir dem Boden der Welt seinen Ertrag ab.

Am Shabbat gilt unsere Sorge der Saat der Ewigkeit, die in unsere Seele gelegt ist.

Unsere Hände gehören der Welt, aber unsere Seele gehört einem anderen.

Sechs Wochentage lang versuchen wir, die Welt zu beherrschen, am siebten Tag versuchen wir, das Selbst zu beherrschen. Der siebte Tag ist ein Palast in der Zeit, den wir bauen.

Er besteht aus Einfühlsamkeit, Ausdruck der Freude und Suchen nach Ruhe.

Im Palast der Zeit ist der Mensch bei Gott zuhause.

Die Liebe zum Shabbat ist die Liebe des Menschen für das, was er mit Gott gemeinsam hat.

Der Shabbat ist eine Gelegenheit, unser zerrissenes Leben zu heilen, Zeit zu gewinnen, nicht aber zu vertreiben.

Der Shabbat ist das kostbarste Geschenk, das die Menschheit aus Gottes Schatzhaus empfangen hat.

Was wäre die Welt ohne den Shabbat?

Es wäre eine Welt, die nur sich selbst kennt oder Gott verzerrt sieht als ein Ding

oder als einen, der durch einen Abgrund von der Welt getrennt ist; es wäre eine Welt ohne die Vision eines Fensters, das sich aus der Ewigkeit zur Zeit hin öffnet…“

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